-Grüß dich Robert. Danke, dass du dir für uns Zeit genommen hast.
Bitte gerne, kein Problem.
-Ich könnte dich jetzt fragen, wie du in der Corona-Zeit mit gewissen Dingen umgehst und bis wann du glaubst, dass wir wieder zur Normalität zurückkehren können. Doch ich glaube, dass uns alle dieses Thema schon zum Hals heraushängt und wir deswegen darauf verzichten können.
Gehen wir lieber gleich zu den interessanten Themen über…
Robert, das Thema Athletiktraining wird im Fußball teilweise sehr konträr diskutiert. Die Meinungen reichen von den klassischen Waldläufen, Langhanteltrainings im Kraftraum bis hin zum Athletiktraining am Feld mit Ball und ausschließlichen Training in Spielformen. Welche Meinung hast du zu diesem Thema? Welchen Standpunkt vertrittst du? Isoliertes Athletiktraining oder kein Training ohne Ball?
Mein Zugang ist eine Kombination aus isoliertem Athletiktraining und gezielter Umsetzung mit dem Ball. D.h., wenn wir z.B. Schnellkraft isoliert trainieren, setzen wir ein gezieltes Balltraining drauf, um das ganze gleich umzusetzen. Ich habe damit sehr gute Erfahrung gesammelt. Ansonsten trainiere ich gerne alles mit Ball und verzichte auf Waldläufe usw.
-Du warst ja selbst lange als Fußballspieler aktiv und hast sicherlich die ein oder andere Trainingsmethode miterlebt. Was hat sich in den letzten Jahren im Konditionstraining im Fußball getan?
Das Spiel selbst hat sich ja extrem verändert und so hat sich auch der Zugang zum Konditionstraining verändert. Mittlerweile werden die Spieler bei jedem Training und Spiel via GPS-System kontrolliert. Damit kannst du die Einheiten sehr gut steuern und auch individuell auf einzelne Spieler eingehen. Generell gibt es verschiedene Ansätze, um in diesem Bereich ein Top Niveau zu erreichen. Für mich ist es extrem wichtig, soviel wie möglich, mit dem Ball umzusetzen.
-Welche Rolle spielt für dich als Trainer die athletische Komponente eines Spielers?
Eine sehr große, auch weil sich das Spiel selbst sehr stark in diese Richtung entwickelt hat. Die Schnelligkeit eines Spielers ist schon fast ein Hauptmerkmal für einen Transfer.
-Kennst du dich im athletischen Bereich gut aus? Oder konzentrierst du dich im Training eher auf technisch-taktische Elemente?
Basiswissen ist sicher vorhanden, für alles andere hast du ja einen Athletiktrainer im Team. Für mich zählt im Trainingsalltag natürlich mehr die taktische Herangehensweise in den Übungen, aber auch zusätzlich in Absprache mit den Athletikcoach.
-Bist du eher ein Typ Trainer, der gerne alles selbst in die Hand nimmt oder nimmst du dich in gewissen Bereichen raus und verlässt dich vollkommen auf die Kompetenz deiner Kollegen? Zum Beispiel auf deinen Athletiktrainer, dass er das Training richtig steuert und die Spieler optimal entwickelt, oder redest du da schon eine Wörtchen mit?
Ich setze sehr stark auf Teamwork und möchte auch immer wieder in der Beobachterrolle sein. Dadurch bekomme ich auch einen guten Überblick über das Verhalten der Spieler in der Übung und auf der anderen Seite spüren die Kollegen auch eine gewisse Wertschätzung.
-Kannst du für uns eine typische Trainingswoche beschreiben? Wann wird welcher Schwerpunkt gesetzt? Wann stehen die athletischen Komponenten bei dir im Fokus?
Bei mir war jetzt immer am Tag nach dem Spiel frei. Gehen wir mal davon aus, das ist der Sonntag.
Montag: Spielersatztraining(mittlere Intensität) für Spieler die am WE weniger als 45´gespielt haben. Der Rest nur leichtes Training bzw. Regenerationstraining
Dienstag: Schnellkraft 35-40´, anschließend 40´Umsetzung mit Ball in kleinen Rondos oder Spielformen
Mittwoch: Schwerpunkt Taktik Offensiv auf den nächsten Gegner ausgerichtet. Größere Spielformen um auch auf Speedmeter zu kommen
Donnerstag: Schwerpunkt Taktik Defensiv auf den nächsten Gegner ausgerichtet. Allgemein Kurze Belastung in großen Formen. Allgemein kurze Einheit am Platz.
Freitag: Antrittsschnelligkeit isloiert, anschließend in einer Umschaltspielform umsetzen
Samstag: MS Spiel
-Thema: Verletzungen. Du hast ja leider in deiner aktiven Karriere auch einiges an schweren Verletzungen mitgemacht. Trotz dieser Rückschläge hast du dich nicht unterkriegen lassen und dich immer wieder zurückgekämpft – größter Respekt übrigens dafür. Was hast du für dich aus diesen Erfahrungen mitnehmen können? Kannst du etwas Positives aus dieser Zeit mitnehmen?
Ja natürlich. Dass man immer an sich arbeiten muss und positiv bleiben soll.
-Welche Rolle spielt für dich als Trainer die Verletzungsprävention? Können, deiner Meinung nach, Verletzungen aktiv verhindert werden oder bist du eher der Meinung, dass Verletzungen in die Kategorie Pech gehören und deswegen sowieso nicht verhindert werden können.
Was Verletzungen betrifft, gibt es Pech, wenn ein Gegenspieler dafür verantwortlich ist. Bei Muskelverletzungen kann ich mit Sicherheit präventiv Maßnahmen setzen. Viele Spieler arbeiten in diesem Bereich schon sehr professionell und sind vor oder nach dem Training im Kraftraum und absolvieren spezielle Übungen dafür.
-OK, dann möchte ich mich nochmals bedanken, dass du dir für uns Zeit genommen hast. Besten Dank - und ich wünsche dir alles Gute für deine Zukunft.
Herzlichen Dank und gsund bleibn.
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