Comeback nach Covid-19 Erkrankung – was gilt es zu beachten?
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Gepostet am 11.3.2022
Seit 2 Jahren beeinflusst die Corona Pandemie nun schon, neben dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben, den Amateur- und Profifußball maßgeblich. Mit dem Beginn der Pandemie gehen Sportmediziner und -wissenschaftler der Frage nach, wie AthletenInnen nach einer Corona Erkrankung optimal zur sportlichen Aktivität und letztlich zum Wettkampf zurückkehren können, ohne dass ein gesundheitliches Risiko entsteht. Im nachfolgenden Artikel erfährst Du, was es für FußballerInnen nach einer Covid-19 Infektion bei der Rückkehr zum Sport zu beachten gilt und wie ein individuell abgestimmter Belastungsaufbau erfolgen kann.
Welche Auswirkungen kann eine Covid-19 Infektion auf FußballerInnen haben?
Fußballer und Fußballerinnen sind während der sportlichen Aktivität hohen Belastungen ausgesetzt. Covid-19 kann, wie jede Viruserkrankung, akute Schädigungen des Herzmuskels und chronische Schäden im Herz-Kreislaufsystem hervorrufen (Zheng et al., 2020, S.259). Wird nach einer Covid-19 Infektion zu schnell und zu hoch belastet, kann dies zu einer Herzmuskelentzündung führen, wodurch auch langfristige Schäden drohen können. Deshalb ist die Return-to-Sport Frage nach einer Covid-19 Infektion enorm wichtig, um die Gefahr einer kardialen Schädigung (z.B. Myokarditis) oder pulmonalen Beteiligung unbedingt ausschließen zu können (Kriemler et al., 2021, S.9). Um dieses Worst-Case-Szenario zu vermeiden, ist eine gezielte medizinische Diagnostik sowie ein individuell abgestimmter Belastungsaufbau nach Covid-19 Infektion im Leistungs- und Amateurfußball zwingend notwendig.
Wann können FußballerInnen nach Covid-19 Infektion wieder ins Training einsteigen?
Um den Wiedereinstieg von FußballerInnen nach einer Covid-19 Infektion optimal zu gestalten, ist eine Beurteilung des Krankheitsverlaufs zwingen erforderlich (Kriemler et al., 2021, S.2). Das Ausmaß der durchgeführten medizinischen Diagnostik ist dabei abhängig vom klinischen Verlauf der Infektion (Burgstahler & Nieß, 2021, S.249). Nachfolgend ist der Return-to-Sport Algorithmus sowie das Ausmaß der diagnostischen Maßnahmen nach einer Covid-19 Erkrankung der DGSP (Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention) und der VGB (Verwaltungs- Berufsgenossenschaft) dargestellt.
Tabelle 1: Return-to-Sport Algorithmus nach Covid-19 Erkrankung der DGSP und VGB (Burgstahler & Nieß, 2021, S.251; Nieß et al., 2020; VGB, 2021)
Grundsätzlich zählen SportlerInnen nicht zu den Risikogruppen einer Covid-19 Infektion (Nieß et al., 2020, S.1). Sie verfügen sogar über bessere Voraussetzungen um mit einer Infektion umzugehen, da sportliche Aktivität das Immunsystem stärkt (Lancaster & Febbraio, 2016, S.115). Ein Großteil der Infektionen verläuft vor allem bei jugendlichen SportlerInnen asymptomatisch oder mit leichten Symptomen (Kriemler et al., 2021, S.9). Schwere Verläufe bei SportlerInnen sind selten, kommen aber dennoch vor (Nieß et al., 2020, S.1).
Was ist bei der Rückkehr zur sportlichen Aktivität zu beachten?
In jedem Fall sollte zunächst Rücksprache mit einem Arzt (z.B. Allgemeinmediziner, Kardiologe oder Sportmediziner) gehalten werden. Sind alle absolvierten diagnostischen Maßnahmen unauffällig und wurde die Sportkarenz in Abhängigkeit des Krankheitsverlaufs strikt eingehalten, kann schließlich ein stufenweiser Belastungsaufbau erfolgen. Dabei sollte vor allem der Fitnesszustand des Athleten, welcher vor dem Eintritt der Infektion bestand hatte, als Ankerpunkt dienen. Dieser gibt in erster Linie das Ziel vor, dass während des Aufbautrainings zu erreichen ist, um am Wettkampfgeschehen wieder teilzunehmen zu können. Sollte der Fitnesszustand des Athleten vor der Covid-19 Infektion beeinträchtigt gewesen sein (z.B. durch eine andere Verletzung), ist dies unbedingt im Aufbautraining zu berücksichtigen.
Beispielplan eines stufenweisen Belastungsaufbaus nach asymptomatischen oder leichten Krankheitsverlauf (modifiziert nach VGB, 2021)
Phase 1
In den ersten 2-4 Tagen des Aufbautrainings wird der/die AthletIn zunächst an die Belastung gewöhnt. Mögliche Trainingsinhalte die durchgeführt werden können sind Mobilisationsübungen, Fahrradergometer oder leichtes Joggen (Dauermethode). Ziel dieser Phase ist es, die Belastungsdauer und den Belastungsumfang bei geringer Belastungsintensität zu steigern.
Tabelle 2: Beispielplan Trainingssteuerung Phase 1
Zeigt der/die AthletIn in dieser Phase während oder nach der Belastung keine besonderen Auffälligkeiten, kann zu Phase 2 übergegangen werden.
Phase 2
Während der 2. Phase wird in den nachfolgenden 2-3 Tagen die Belastungsdauer, der Belastungsumfang und die Belastungsintensität weiter zunehmend erhöht. Mögliche Trainingsinhalte während dieser Phase sind Mobilisations- und Stabilisationsübungen, koordinative Übungen und Lauf-ABC sowie einfache technische Übungen mit Ball (z.B. Passund Dribblingformen) und Ausdauerläufe (Dauermethode, extensive Intervalle).
Tabelle 3 Beispielplan Trainingssteuerung Phase 2
Zeigt der/die AthletIn in dieser Phase während oder nach der Belastung keine besonderen Auffälligkeiten, kann zu Phase 3 übergegangen werden.
Phase 3
In der 3. Phase (2-4 Tage) wird die Belastungsdauer weiter leicht erhöht. Schwerpunkt in dieser Phase ist vor allem die Steigerung der Belastungsintensität. Mögliche Trainingsinhalte in dieser Phase sind: Mobilisations-, Stabilisations- und Kräftigungsübungen, Lauf-ABC, fußballspezifische Bewegungsmuster (stop and go, change of direction), Ballarbeit (Passspiel: kurz/lang/Flugbälle, Dribbling, Torabschlüsse) sowie Steigerungs- und Ausdauerläufe (extensive und intensive Intervalle).
Tabelle 4: Beispielplan Trainingssteuerung Phase 3
Zeigt der/die AthletIn in dieser Phase während oder nach der Belastung keine besonderen Auffälligkeiten, kann zu Phase 4 übergegangen werden.
Phase 4
Während der 4. Phase (2-4 Tage) wird der/die AufbauspielerIn teilintegriert an das Mannschaftstraining herangeführt. Submaximale Übungs- und Spielformen sind als Wandspieler oder neutraler Spieler möglich.
Tabelle 5: Beispielplan Trainingssteuerung Phase 4
Zeigt der/die AthletIn in dieser Phase während oder nach der Belastung keine besonderen Auffälligkeiten, kann er/sie wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.
Hinweise:
Das Monitoring erfolgt in allen Phasen über das Tracking der Live-Herzfrequenz sowie über die Erfragung des subjektiven Belastungsempfindens (RPE).
Zeigt der/die AthletIn während oder nach der Belastung Auffälligkeiten (z.B. Schwindel, Atemnot, Kurzatmung, Herzrasen oder Kreislaufprobleme) ist die Belastung sofort zu beenden ein Arzt zu konsultieren.
Das Aufbautraining nach Covid-19 Infektion mit schwerem Krankheitsverlauf sollte zwingend unter ärztlicher Absprache und medizinischer Kontrolle erfolgen.
Fazit
Die wichtigsten Informationen kurz zusammengefasst:
- jeder/jede AthletIn sollte nach Genesung individuell beurteilt werden
- die Richtlinien für eine optimale Rückkehr zum Sport orientieren sich an dem Schweregrad des Krankheitsverlaufs nach einer Corona Infektion (Kriemler et al., 2021, S.2)
- der Fitnesszustand des Athleten vor der Infektion sollte in die Bewertung und Planung des Aufbautrainings mit einfließen
- der Belastungsaufbau erfolgt Stufenweise nach Belastungsempfinden
- die Überwachung der Live-Herzfrequenz und direktes Feedback (Einschätzung RPE, Fragen nach Auffälligkeiten während oder nach der Belastung) der AthletenInnen während der Aufbautrainingseinheiten dienen zur Beurteilung der Beanspruchung und somit zur weiterführenden Belastungssteuerung
Achtung:
Die Return-to-Sport Richtlinien nach einer Covid-19 Infektion werden immer wieder angepasst und können nach Bundesland, behandelndem Arzt und aktuellem Wissenschaftsstand variieren.
Im Zweifelsfall gilt „Safty First, statt falscher Ehrgeiz“ und lieber ein paar Tage länger pausieren. Denn unsere Gesundheit ist neben unserer Lebenszeit das wichtigste Gut, dass wir Menschen besitzen.
Haftungsausschuss
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Über den Autor Andreas Kellner
M. Sc. Sportwissenschaftler
Athletiktrainer Hertha BSC Berlin U16
UEFA Trainer Level-B
Fitnesstrainer A-Lizenz
Kontakt: andreas.kellner@herthabsc.de
Instagram: andreas.kllnr
Literatur
Burgstahler, C., & Nieß, A. M. (2021). Return to Sports nach COVID-19. Sports Orthopaedics and Traumatology, 37(3), 249-254.
Kriemler S., Siaplaouras, J., Förster, H., Joisten, C. (2021). COVID-19 bei jugendlichen Athleten: Diagnose und Return to Sports. Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin & Sporttraumatologie 69.3.
Lancaster, G. I., & Febbraio, M. A. (2016). Exercise and the immune system: implications for elite athletes and the general population. Immunology and cell biology, 94(2), 115-116.
Nieß, A. M., Bloch, W., Friedmann-Bette, B., Grim, C., Halle, M., Hirschmüller, A., ... & Mayer, F. (2020). Position stand: return to sport in the current coronavirus pandemic. Dtsch Z Sportmed, 71, E1-4.
VGB (2021). Branchenspezifische Handlungshilfe zum SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard für die Branche Sportunternehmen - Rückkehr zu Sport nach COVID-19. Zugriff am 02.08.2022 unter https://www.vbg.de/DE/3_Praevention_und_Arbeitshilfen/3_Aktuelles_und_Seminare/6_Aktuelles/Coronavir us/Brancheninfos_Arbeitsschutzstandard/Sportvereine_Rueckkehr_nach_COVID_19.pdf;jsessionid=015254C49 63C28A38533FF92C17DA07D.live2?__blob=publicationFile&v=5
Zheng, Y. Y., Ma, Y. T., Zhang, J. Y., & COVID, X. X. (2020). COVID-19 and the cardiovascular system Nat. Rev. Cardiol, 17(5), 259-260.