Laufanalyse im Fußball: So optimierst du dein Spiel auf dem Platz

Der Fußball wird immer schneller

Wir bewegen uns jedoch immer ineffizienter und immer weniger. Früher war es bei mir ganz klar: Nach der Schule ab auf die Straße auf den Platz und kicken bis es dunkel wurde. Ein anderes Nachmittagsprogramm war überhaupt nicht denkbar. Heute ist das anders. Wenn die Kinder von der Schule heimgekommen, geht es erstmal an das Smartphone. Instagram, TikTok, YouTube und Co. können dabei ganz schöne Zeitfresser sein. Die Zeit, die Jugendliche im Internet verbringen, hat sich in den letztem 15 Jahren mehr als verdoppelt.[1] Da ist es klar, dass weniger Zeit für Sport und Bewegung bleibt. Diese erhöhte Nutzung zeigt jedoch bereits jetzt ihre Auswirkungen. Aus mehreren Gesprächen die ich in den letzten Monaten mit Trainern aus dem Fußball führen durfte, wurde eine Sache immer wieder deutlich: Die Kinder laufen nicht mehr so gut wie früher. Waren es früher in einer Mannschaft von 20 Kindern zwei die eine auffallend schlechte Lauftechnik hatten, hat sich diese Zahl heute gefühlt umgedreht. Von 20 Kindern laufen zwei noch richtig gut, bei den meisten anderen zeigen sich Defizite in Lauftechnik und Koordination. An der Verschlechterung dieser Fähigkeiten leidet jedoch nicht nur die Geschwindigkeit und Effizienz beim Laufen, auch die Verletzungsanfälligkeit erhöht sich. Zudem werden Bewegungsmuster eingeschliffen, die sich nachhaltig negativ auf die Gesundheit der Spieler*innen auswirken können.

Falsche Bewegungsmuster

Dabei betrifft dieses Problem jedoch nicht nur Kinder und Jugendliche. Auch Erwachsene haben dieses Problem.[2] Dabei spielt es erstmal keine Rolle ob und wenn ja welche Sportart ausgeübt wird. Durch das tägliche mehrstündige Sitzen befinden wir uns stets in einer gebeugten Körperhaltung. Der Oberköper ist einen Großteil der Zeit gekrümmt, Hüft- und Kniegelenke sind in einer flektierten Position und der Körper passt sich dementsprechend durch Verkürzungen des Bewegungsapparates an.[3] Bei den Menschen, die nach der Arbeit eine Form von Sport ausüben, kommt es nun zu folgender Problematik: Das Bewegungsmuster ergo die schlechte Körperhaltung, die wir über den Großteil des Tages hatten, bleibt auch beim Sport erhalten. So setzen wir uns dann an den Latzug, drehen unsere Laufrunde oder gehen in das Fußballtraining. Aus der Haltung kommen wir jedoch nicht raus, außer wir setzen uns bewusst damit auseinander – was jedoch in den seltensten Fällen passiert. Die Folgen davon sind über kurz oder lang Schmerzen, Verletzungen, Verspannungen und vieles mehr.

Da wir jedoch das Sitzen nicht komplett vermeiden können und auch das Smartphone den Kindern ganz wegzunehmen oftmals keine gute Idee ist, müssen andere Lösungen her. Vor allem dann, wenn es darum geht, verletzungsfrei und leistungsfähig in Sport und Alltag zu bleiben.

Die Lauftechnik kann ein Game Changer sein

Zwar wird Schnelligkeitstraining in vielen Vereinen zumindest zeitweise umgesetzt, an der Lauftechnik, die einen erheblichen Einfluss auf das Schnelligkeitspotenzial hat, wird jedoch noch zu selten geachtet. In den letzten 12 Jahren durften wir mehr als 2.800 Laufanalysen bei den verschiedensten Personengruppen durchführen, darunter auch viele Fußballer.

Bei unserer Form der Laufanalyse und dem dazugehörigen Konzept das wir in den letzten Jahren entwickelt haben, liegt der Fokus auf der Optimierung der Laufökonomie in Kombination mit adäquaten Übungen. Die Laufanalyse bietet dabei eine Möglichkeit, die Ursachen von möglichen Problemen bei Sportlern und Nicht-Sportlern zu finden, womit sie sich klar von einer symptomatischen Behandlung abgrenzt. Aus den Ergebnissen dieser Analyse in Kombination mit Tests zur Überprüfung der Mobilität der entscheidenden Strukturen, werden Trainingspläne abgeleitet. Diese setzen sich aus Übungen zur Optimierung von Mobilisation, Stabilisation, Koordination und Lauftechnik zusammen. Stets mit dem Ziel, die alten Bewegungsmuster durch neue, optimierte Bewegungsmuster zu ersetzen, um dadurch eine verbesserte Lauftechnik zu erlangen. Vor allem im Fußball ist und wird diese Thematik in den kommenden Jahren noch mehr an Bedeutung gewinnen. Der Sport wird auf der einen Seite zwar immer technischer und taktischer, auf der anderen Seite wurde der Fußball in den letzten Jahren aber auch um ein Vielfaches schneller. Um diese Anforderungen standhalten zu können, gilt es vor allem auch in jungen Jahren eine gute und solide Basis zu legen. Ohne diese werden Verletzungen begünstigt und Potenzial nicht ausgeschöpft.

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Warum Talent nicht ausreicht

Warum es nicht ausreicht „nur“ talentiert zu sein musste ich am eigenen Leib erfahren. Nachdem ich in die U14 von 1860 München gewechselt war, verlief das erste Jahr ziemlich gut. Ich bekam meine Minuten von Beginn an, durfte sogar mit auf ein U15 Turnier und lebte meinen Traum. Im zweiten Jahr war dann jedoch alles anders. Auf eine Verletzung im Knie folgten Probleme mit Oberschenkel und Leiste. Nach einem halben Jahr ohne wirklich gespielt zu haben, wurde der Traum am Ende der U15 Saison jäh beendet. Im Nachgang eine vertretbare Entscheidung, ich war eben nicht der einzige talentierte Spieler.

Was ich jedoch definitiv gelernt habe: Im Fußball gibt es (unter der Voraussetzung, dass du einigermaßen gut kicken kannst), zwei Faktoren, die dich und deine Karriere limitieren können: Glück und Verletzungen. Einer der beiden Punkte ist beeinflussbar, der andere kann nicht wirklich beeinflusst werden.

Umso wichtiger ist es mir, dass die Bedeutung der Lauftechnik noch klarer wird. Natürlich sorgt diese nicht dafür, dass Verletzungen überhaupt nicht mehr stattfinden. Jedoch können durch eine optimierte Lauftechnik und die Verbesserungen in Koordination, Stabilisation und Mobilisation Verletzungen präventiv angegangen werden. Neben der effizienteren Lauftechnik verbessern sich also die direkte Performance sowie die indirekte Performance in Form von weniger Ausfällen, was sowohl für den Spieler, als auch für Mannschaft und Verein von großer Bedeutung ist.

Dabei geht es für Trainer nicht darum, mit allen Spielern eine Laufanalyse durchzuführen und diese dann nach diesem Konzept mehrere Monate zu betreuen. Natürlich ist diese Option sinnvoll, zeitlich jedoch oftmals schwierig umsetzbar. Viel wichtiger ist es meiner Meinung nach, den eigenen Blick zu schärfen und ein Auge für Bewegungsmuster zu entwickeln. Ziel sollte es sein, Schwachstellen in der Lauftechnik zu erkennen und zu wissen, wie diese anzugehen sind. Die Laufanalyse bietet die Möglichkeit diese im Detail zu analysieren, womit durch gezielte Übungen ein Mehrwert für Spieler und Mannschaft kreiert werden kann. Für diesen Zweck haben wir eine Datenbank mit über 40 Übungen in unsere Ausbildung integriert.

Fazit

Das Konzept der Laufanalyse und den dazugehörigen Übungen kann dafür sorgen, dass Spieler den steigenden Anforderungen des Fußballs sowohl im Jugend- als auch im Herrenbereich gewachsen sind. Dabei spielt es keine Rolle, in welchem Alter sich die Spieler befinden. Eine für sie optimierte Lauftechnik sorgt dafür, dass sie effizienter laufen, ihre Gesundheit schützen und präventiv arbeiten.

Zum Autor

Yannik Hübner ist einer der Gründer der Akademie für Laufen und Fitness. Noch während seines Sportmanagement Studiums wurde ihm klar, dass das Thema Sport und der Fußball sein späteres Leben weiter prägen werden. Gemeinsam mit Olaf Remann, einem langjährigen Physiotherapeuten und Lauftrainer, hat er deshalb die Akademie gegründet und entwickelt, um das Wissen hinter diesem Konzept weiterzugeben und es in ganz Deutschland zu vermitteln. In der Akademie vermitteln die beiden in Form einer eigenen Weiterbildung mit mehreren Modulen, wöchentlichen Livecalls und einem Präsenz-Wochenende allen nötigen Wissensbausteine die nötig sind, um selbst Laufanalysen durchführen zu können.

Website: www.akademie-laufen-fitness.de
Hübner & Remann GbR
Alte Bergstraße 488
86899 Landsberg am Lech

Quellen

[1] Statista Research Department (2022): Tägliche Dauer der Internetnutzung durch Jugendliche, Online im Internet unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/168069/umfrage/taegliche-internetnutzung-durch-jugendliche/ (aufgerufen am 25.04.2023) Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH

[2] Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH (2020): „Haben eine Extremform der körperlichen Inaktivität erreicht“, Online im Internet unter: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/alarmierende-studie-zu-langes-sitzen-in-deutschland-und-europa-16922259.html (aufgerufen am 26.04.2023)

[3] Keulen, Pieter: Hüftbeschwerden – Muskelverkürzungen beim Läufer, Online im Internet unter: https://www.mtc.ch/blog/2017/01/hueftbeschwerden-muskelverkuerzungen-beim-laeufer (aufgerufen am 26.04.2023)