von Jürgen Pranger
Gepostet am 4.12.2020
Der Niederländer Dr. Raymond Verheijen gilt als Begründer des Modells der "Football Periodisierung". Durch seine kritischen Aussagen gegenüber zahlreichen Trainern hat er sich in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Aber aufgrund seiner passiv-aggressiven Aussagen stand er öfters auch selbst in der Kritik. Doch der Erfolg gibt ihm Recht. Verheijen begleitete die Niederlande, Südkorea und Russland als Konditionstrainer bereits zu drei Welt- und Europameisterschaften und sorgte dabei vor allem durch seine überaus fitten Spieler für Aufsehen. Außerdem arbeitete er für mehrere Topteams, wie dem FC Chelsea, FC Barcelona, Manchester City etc.
„Die Spieler verdienen es bessere Trainer zu haben“ -Raymond Verheijen
Das Konzept der Football Periodisierung gilt neben dem Konzept der Taktischen Periodisierung als eines der fortschrittlichsten Trainingsplanungsmodelle im Fußball, die es zur Zeit gibt. Deswegen werden auch beide Modelle bei zahlreichen Topclubs erfolgreich eingesetzt.
Beide Modelle verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz und sind infolgedessen den traditionellen Modellen, meiner Meinung nach, weit überlegen.
Viele Leute sprechen über Periodisierung, aber nicht jeder scheint zu verstehen, was der Begriff wirklich bedeutet.
Die Periodisierung bezieht sich auf die Planung des Trainings. Wann machst du was? Im Grunde ist es das Ziel, den Trainingseffekt der Spieler zu maximieren. (Verheijen, 2019) Jeder Trainer hat nur eine gewisse Anzahl an Trainings zur Verfügung, um seine Spieler besser zu machen. Derjenige Trainer, der die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Einheiten versteht, kann sein Training besser planen und hat dadurch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Mannschaften.
„Der größte Feind eines Fußballspielers ist die Müdigkeit“ -Raymond Verheijen
Eine Ermüdung während des Trainings ist laut Verheijen (2019) nicht das Problem. Ein Problem ist es aber, wenn die Ermüdung die Folgeeinheit negativ beeinflusst. Die Spieler sollten ausgeruht und somit ohne Vorermüdung in das Training gehen. Ansonsten können die Spieler die Übungen nicht mit 100% ausführen. Die Folge – die Trainingsqualität wird vermindert und gleichzeitig steigt die Verletzungsgefahr der Spieler erheblich.
„Nicht die Quantität, sondern die Qualität des Trainings ist entscheidend“ – Raymond Verheijen
Deswegen ist es notwendig, dass Trainer über die Fußballprinzipien aufgeklärt werden, um das Training passend periodisieren zu können. Dadurch kann das Maximum aus jeder Einheit herausgeholt werden, ohne die Wirkung zukünftiger Einheiten zu beeinträchtigen. (Verheijen, 2019)
Fußballperiodisierung bedeutet die Periodisierung aller Fußballaktivitäten und nicht nur die Planung des Fitnesstrainings. Es ist die Planung von taktischen Spielen, Positionsspielen, Passübungen, Fußballkonditionsspielen etc. Basierend auf den Prinzipien der Fußballperiodisierung kann ein Trainer die Trainingsbelastung zwischen diesen Übungen innerhalb des Trainings und zwischen den Trainingseinheiten ausgleichen. (Verheijen, 2019)
Ein großes Problem laut Verheijen (2014) ist die Subjektivität der Trainerausbildung. Trainer veröffentlichen Bücher oder DVD`s auf der Grundlage ihrer persönlichen Erfahrungen und Meinungen der vergangenen Jahre. Diese Subjektivität führt jedoch dazu, dass keine allgemeinen objektiven Regeln bzw. Prinzipien für die Trainingsplanung festgelegt werden und deswegen die angewandten Trainingskonzepte nicht wirklich hinterfragt werden.
Der einzige Weg, dieses Problem zu lösen, ist eine objektive und universelle „Fußballtheorie“ zu entwickeln. Denn alle Fußballspieler auf dieser Welt spielen das selbe Spiel und sind mit der selben Charakteristik des Sports konfrontiert. Deswegen sollte diese fundamentale Charakteristik des Sports auch als Ausgangspunkt für die Trainingsplanung im Fußball dienen. (Verheijen, 2014, S. 18)
Verheijen lehnt deswegen Experten, die nicht aus dem Fußball kommen, ab. Der Fußball kann zwar von anderen Bereichen und Experten lernen und gewisse Elemente in das Fußballtraining implementieren, fachfremde Experten dürfen jedoch nicht in die „Fußballwelt“ kommen und ihr eigenes Fachgebiet als Ausgangspunkt nehmen.
Leider kommt es zum Beispiel oft vor, dass Leichtathletiktrainer als Athletiktrainer in einer Fußballmannschaft tätig sind. Bei der Ausbildung von Fußballtrainern sind deshalb nur Vortragende, die mit dem Fußball eng vertraut sind, erfolgversprechend.
So z. B. unterscheidet sich das Ausdauertraining eines Fußballers wesentlich vom Ausdauertraining anderer Sportarten.
Die Konsequenz daraus ist, dass sich Trainer bewusst sind, dass die Fitness der Fußballer (fast) nicht isoliert trainiert werden soll.
Trainer sollten nicht in einzelnen Fähigkeiten denken, sondern in Fußballaktionen und Spielphasen. Die Spielphasen sollten bereits aus dem Beitrag „Taktische Periodisierung“ bekannt sein.
Hier geht es zum Beitrag „Das Erfolgskonzept der Taktischen Periodisierung – Teil 1„
In der Abb. 1 ist das Konzept einer Fußballaktion dargestellt. Eine Fußballaktion beinhaltet immer die Komponenten „Kommunikation“, „Taktik“, „Technik“ und „Fitness“.
Ein Spieler muss im Spiel zuerst mit einem Mitspieler verbal oder non-verbal kommunizieren. Er muss wissen, wo sich sein Mitspieler hinbewegen wird bzw. was er vorhat. (Kommunikation) Danach muss sich der Spieler für eine der oftmals zahlreichen Möglichkeiten entscheiden. Passen, dribbeln oder schießen? Wenn abspielen – dann an wen? Auf den Fuß oder in den Lauf? Viele Möglichkeiten, aber meistens nur sehr wenig Zeit für die Entscheidung (Taktik). Anschließend kommt erst die technische Ausführung. Der Spieler passt, dribbelt oder schießt (Technik). (Verheijen, 2014)
Jede Aktion hat auch eine konditionelle Komponente. Wie schnell oder kraftvoll der Spieler eine Fußballaktion ausführen kann und wie lange der Spieler benötigt, bis er sich danach wieder erholt hat, hängt von der Athletik des Spielers ab (Fußballfitness). (Verheijen, 2014)
Diese Komponenten sollten als eine Einheit (Fußballaktion) betrachtet werden. Eine Komponente einer Fußballaktion herauszunehmen und isoliert zu trainieren, ist demnach ineffizient und meistens sinnlos.
Verheijen betrachtet die Kommunikation als das wichtigste Element. Die Spieler müssen lernen, sich in der Mannschaft zurechtzufinden und Laufwege und Verhaltensmuster der Mitspieler genau zu kennen, um eine optimale Mannschaftsleistung zu erbringen. Deswegen ist es auch essentiell, dass so viele Spieler wie möglich zur Verfügung stehen und kontinuierlich am Mannschaftstraining teilnehmen. Verletzungen, vor allem in der Vorbereitungsphase, sollten demnach minimiert werden. (Verheijen, 2014)
Verheijen spricht nicht von aerob, anaerob oder anderen Fachwörtern, die laut seiner Meinung nicht fußballspezifisch sind.
Er teilt die fußballerische Leistung anders ein:
In der Abbildung 2 wird ein Spieler mit einer schlechten Fußballfitness (oben) mit einem Spieler mit einer guten Fußballfitness (unten) verglichen. Das X steht dabei für eine Fußballaktion. Je größer das X, desto besser die Aktion (bessere Kommunikation, Entscheidung, technische Ausführung oder z.B. Geschwindigkeit).
Beim Spieler oben, der Spieler mit der schlechteren Fußballfitness, nimmt die Qualität der Aktionen mit der Spielzeit ab (das X wird kleiner =>die Fußballaktion schlechter =>schlechtere Kommunikation, Entscheidung, technische Ausführung oder z.B. Geschwindigkeit). Außerdem nimmt der Abstand zwischen den einzelnen Fußballaktionen zu (=>der Spieler benötigt zwischen den Aktionen immer mehr Zeit, um zu regenerieren).
Der andere Spieler (Reihe zwei im Bild) kann aufgrund seiner guten Fußballfitness hingegen die Qualität der Aktionen beibehalten und ebenfalls die Aktionen pro Minute hochhalten.
Im Grunde wird die traditionelle Einteilung fachfremder Personen, wie aerob, anaerob oder Grundlagenausdauer etc. nicht mehr benötigt. Demzufolge ist es auch nicht zwingend notwendig, dass Trainer die spezielle Trainingslehre des Ausdauersports verinnerlichen, wie es oftmals auf Trainerfortbildungen gefordert wird. Trainer müssen lediglich verstehen, dass das primäre Ziel die Entwicklung bessere Aktionen, mehr Aktionen pro Minute und die Erhaltung der Qualität und Quantität der Aktionen über ein Match hinweg entscheidend ist.
Das Coaching von Fußballaktionen, wie Passen, Raum- Kreieren, Pressen, sollte primär auf die Faktoren Position, Zeitpunkt, Richtung und Geschwindigkeit fokussiert sein. (Verheijen, 2014)
Die Qualität und Quantität von Fußballaktionen kann nur durch komplexe Trainingsübungen trainiert werden. Isolierte Technik oder Fitnessübungen machen hingegen im Mannschaftstraining eher wenig Sinn und sollten somit die Ausnahme darstellen.
Wie die Quantität und Qualität von Fußballaktionen trainiert wird und wie eine Trainingsplanung nach dem Konzept der "Football Periodisierung" genau aussieht, erfährst du im Teil 2. Klicke hier!
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Verheijen R. (2019). Was ist Periodisierung. https://www.fcevolution.com/what-is-periodisation/
Verheijen R. (2014). The original guide to Football Periodisation. Always play with your strongest team. Part 1. World Football Academy BV, Amsterdam