von Jürgen Pranger
Gepostet am 19.2.2021
Eines der Hauptziele des Trainings besteht darin, die konditionelle Leistung der Spieler zu optimieren, was durch die Vorgabe einer geeigneten Trainingsbelastung und einer angemessenen Erholung erreicht wird.
Du als Trainer musst die Grundlagen der Belastungs- und Regenerationssteuerung verstehen, um das Training entsprechend steuern zu können. Demnach spielt die Belastung in einer optimalen Trainingssteuerung eine entscheidende Rolle. Du als Coach musst die richtige Balance zwischen vielen Komponenten finden, um deine Spieler besser zu machen, sie aber nicht zu überfordern.
„Eine Schlüsselrolle der Sportwissenschaft im Fußball besteht darin, wissenschaftliche Prinzipien zu nutzen, um die individuelle Leistung der Spieler und der der gesamten Mannschaft zu maximieren.“ – Strudwick
Um sich körperlich weiterzuentwickeln benötigt unser Körper eine ausreichend große Belastung (Trainingsreiz) und eine dementsprechend lange Pause (Regeneration). Nur wenn die Trainingsbelastung und die Regenerationszeit optimal auf den Athleten abgestimmt sind, ist eine Leistungssteigerung gewährleistet. Ist das nicht der Fall, entwickelt sich der Spieler nicht wie erwartet weiter, sondern die Verletzungsgefahr steigt außerdem. (Weineck, 2010, S. 45)
Nach einem intensiven Training benötigt der Körper eine angemessene Zeit, um sich zu regenerieren. Der Körper wird nicht beim Training „besser“, sondern erst in der Erholungs- bzw. Anpassungsphase. Der Organismus benötigt eine gewisse Zeit – dies hängt natürlich von der Stärke des Reizes ab, um zu regenerieren und eine „Superkompensation“ auszulösen. Wird zu früh mit dem nächsten intensiven Training begonnen, kann dieser Prozess unterbunden werden, was zu einer ausbleibenden Anpassung des Körpers führt. Zudem steigt die Ermüdung und die Leistungsfähigkeit des Athleten nimmt ab. (Weineck, 2010, S. 45)
Mehr zu diesem Thema Trainingsprinzipien kannst du im Beitrag „Trainingsprinzipien – Rückschlüsse für dein Fußballtraining“ erfahren!
Die Trainingsbelastung bezieht sich auf den Stress bzw. Reiz, dem der Athlet während des Trainings ausgesetzt ist.
Die Trainingslast kann in zwei Kategorien eingeteilt werden: „Externe Last“ und „Interne Last“.
Die „Externe Belastung“ entspricht der Aktivität, die ein Spieler ausführt (z.B.: gelaufene Distanz, Anzahl der Sprints etc.), während die „Interne Belastung“ die physiologische Reaktion des Spielers darstellt (z.B.: subjektives Belastungsempfinden, Herzfrequenz, Laktat etc.). (Bourdon et. al, 2017)
Die „Externe Belastung“ zweier Spieler kann demnach zwar gleich sein (beide laufen zum Beispiel 5 Kilometer in 30 Minuten), die „Interne Belastung“ kann jedoch trotzdem stark voneinander abweichen. Die Reaktion eines Spielers auf eine externe Belastung hängt nämlich von seinen Voraussetzungen ab (Trainingszustand, Alter, Umwelteinflüsse, Vorermüdung etc.). Somit kann der Trainingsreiz für Spieler A bei gleicher externer Belastung deutlich höher sein als bei Spieler B (höhere Herzfrequenz, höherer Laktatwert etc.). (Bourdon et. al, 2017)
Folglich kann in einem Fußballtraining die ein und dieselbe Übung zwei vollkommen unterschiedliche Trainingsreize hervorrufen. Dieser Umstand muss unbedingt in der Trainingsplanung bzw. Trainingsteuerung berücksichtigt werden.
Gut, Spieler unterscheiden sich also voneinander und müssen individuell betrachtet werden – klingt soweit noch logisch. Doch es ist komplizierter.
Nicht nur die Spieler unterscheiden sich untereinander. Ein und derselbe Spieler kann sogar an unterschiedlichen Tagen anders auf die gleiche externe Belastung reagieren (= intraindividuelle Variabilität). Auch das solltest du als guter Trainer berücksichtigen.
Klingt kompliziert – ist es auch! Aber keine Panik, es gibt eine Lösung! Mehr dazu später.
Mehr zum Thema „Externe Belastung“ und „Interne Belastung“ kannst du hier erfahren!
Dazu ist es wichtig zu wissen, was du im Training gemacht hast (Externe Belastung) und wie deine Spieler auf diese Belastung reagiert haben (Interne Belastung).
Spitzenclubs beschäftigen zahlreiche Datenanalysten und Sportwissenschaftler, um alle relevanten Daten der Spieler im Training, während eines Matches und abseits des Platzes zu erheben. Anschließend werden die Daten von Experten analysiert und sie können in Folge daraus entsprechende Konsequenzen für das Training ableiten.
Es geht aber auch einfacher. Die meisten Clubs haben nicht die finanziellen Mittel, um Datenanalysten und Sportwissenschaftler zu beschäftigen. Sie können stattdessen auf andere Hilfsmittel zurückgreifen und somit trotzdem professionell arbeiten. Spezielle Softwareprogramme erheben Daten von Spielern vollautomatisch , analysieren und werten diese auch aus. Der Trainer erhält ohne Mehraufwand schnell und einfach die Ergebnisse und die daraus folgenden Konsequenzen. Dadurch kannst du als Trainer optimal planen und somit deine Spieler bestmöglich fördern. Darüber hinaus ist so manche Software mittlerweile in der Lage, durch sogenannte künstliche Intelligenz von den Daten zu lernen und somit immer genauere Aussagen zu treffen.
Ein echter Wettbewerbsvorteil für dich als Trainer.
„Die Hauptziele sind die Reduzierung des Verletzungsrisikos und die gleichzeitige Verbesserung der körperlichen Voraussetzungen einzelner Spieler, der sportlichen Entwicklung und letztendlich der Gesamtleistung der Mannschaft.“
Die Vorteile der Überwachung der Trainingsbelastung ist vielfältig. Der Hauptvorteil lässt sich jedoch in einem Satz zusammenfassen: Diese Informationen müssen den Athleten helfen, besser zu trainieren. "Besser trainieren" hilft zweifellos - sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene -, die eigenen Ziele zu erreichen.
Begründung für den Überwachungsprozess im Fußball
"Die Trainingsbelastung wird mit dem Ziel überwacht, evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen, um Verletzungen zu reduzieren und die Teamperformance zu steigern." - Richard Akenhead
Das Verhältnis zwischen Belastung und erzielter Leistung hat nach dem von Busso (2003) vorgeschlagenen Modell eine umgekehrte U-Form. Daher muss der höchste Punkt des umgekehrten U´s gefunden werden, das heißt der optimale Punkt für die Trainingsbelastung.
Zusammenhang zwischen chronischer Trainingsbelastung und körperlicher Verfassung
Demnach ist weder eine zu geringe Belastung noch eine zu hohe Belastung für die Leistung deiner Spieler förderlich.
Das Verhältnis zwischen Belastung und Verletzungswahrscheinlichkeit beschreibt eine U-Form (in diesem Fall nicht invertiert). Das Verletzungsrisiko steigt demnach bei niedrigen und sehr hohen Belastungen. Auf diese Weise wird die Arbeitsbelastung der Athleten als einer der Hauptfaktoren für das Verletzungsrisiko dargestellt. Daher ist die Überwachung, Analyse und Verfolgung von Trainings- und Wettkampflasten eine sehr nützliche Strategie, um Verletzungen vorzubeugen und die Leistung zu optimieren.
Hypothetische Beziehung zwischen Arbeitsbelastung, körperlicher Verfassung oder Fitnessniveau und Verletzungshäufigkeit
Es ist nicht einfach, aber es ist notwendig, zu jedem Zeitpunkt die optimale Belastung für jeden Athleten zu finden, da dies auch variabel und dynamisch ist. Eine gegebene Trainingsbelastung, beispielsweise acht 40-Meter-Sprints mit einer passiven Erholung von 30 Sekunden zwischen den Sprints, kann zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedliche Effekte hervorrufen. Daher ist es für dich als Trainer von entscheidender Bedeutung, über geeignete Methoden zur Überwachung, Analyse und Verwaltung der Trainingsbelastung zu verfügen, um Athleten dabei zu helfen, „besser zu trainieren“. (Gabbett, 2016)
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Mit dieser Software kannst du Daten von deinen Spielern erheben und auswerten.
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Akenhead, R., Nassis, G. (2015). Training Load and Player Monitoring in High-Level Football: Current Practice and Perceptions. International Journal of Sports Physiology and Performance. DOI: 10.1123/ijspp.2015-0331
Bourdon, P., Cardinale M., Murray A., Gastin P., Kellmann M., et. al (2017). Monitoring load, recovery, and performance in young elite soccer players. Journal of Strength and Conditioning Research, 24(3), 597-603.
Busso, T. (2003). Variable dose-response relationship between exercise training and performance. Med Sci Sports Exerc, 35 (7), 1188-1195
Gabbett, T. J. (2016). The training-injury prevention paradox: should athletes be training smarter and harder? British Journal of Sports Medicine, 0, 1-9. Doi: 10.1136/bjsports-2015-095788