Körperliche und physiologische Anforderungen im Fußball

von Jürgen Pranger


Gepostet am 10.1.2023




Ein Fußballspiel ist durch die Ausführung zahlreicher Aktionen unterschiedlicher Intensität über einen Zeitraum von 90 Minuten (in einigen Fällen 120 Minuten) je nach Spielsituation gekennzeichnet. Diese Aktivität stellt erhebliche Anforderungen an die physiologischen Systeme der Spieler. Dementsprechend sind sowohl anaerobe als auch aerobe Qualitäten für den Fußball wichtig. In diesem Artikel erörtern wir die Anforderungen und die Bedeutung dieser Qualitäten.


Während eines Fußballspiels tritt die Ermüdung vorübergehend nach kurzen, intensiven Phasen und allmählich gegen Ende jeder Halbzeit ein. Zu diesen Zeitpunkten kann eine fittere Mannschaft den Gegner ermüden und daraus Kapital schlagen, indem sie zum Beispiel ein Tor erzielt. Es wurde in Studien festgestellt, dass die Gesamtdistanz und die Aktivitäten mit hoher Intensität nach den anspruchsvollsten 5-Minuten-Phasen während eines Spiels und am Ende der zweiten Halbzeit im Vergleich zur ersten Halbzeit abnehmen (Mohr, Krusturp und Bangsbo 2003). Es hat sich auch gezeigt, dass die Laufdistanz bei hoher Intensität am Ende eines Spiels abnimmt (Krustrup et al. 2006). Die Erholungsdauer zwischen hochintensiven Aktionen während eines Spiels variiert erheblich. Im schlimmsten Fall führen die Spieler im extremsten Fall bis zu fünf hochintensive Aktionen innerhalb einer Minute durch (eine hochintensive Aktion alle 12 Sekunden). Ermüdung kann sowohl durch neurale oder zentrale Faktoren (z.B: Zentrales Nervensystem) als auch durch muskuläre oder periphere Faktoren (z. B. Anhäufung von Stoffwechselprodukten in den Muskelfasern) verursacht werden; es gibt keinen globalen Mechanismus, der für alle Erscheinungsformen der Ermüdung verantwortlich ist (Girard, Mendez-Villanueva und Bishop 2011).


Anaerobe Qualitäten


Im Fußball sind die anaeroben Qualitäten wichtige physiologische Voraussetzungen für Sprints, Sprünge, Zweikämpfe, Schüsse und das Abwehren gegnerischer Spieler. Obwohl das aerobe System während des gesamten Spiels das vorherrschende Energiesystem ist, können diese kurzen, explosiven konzentrischen, exzentrischen und isometrischen Muskelkontraktionen letztlich über den Ausgang eines Spiels entscheiden.

Ein Beispiel für den Zusammenhang zwischen diesen anaeroben Parametern ist die starke Korrelation, die für die Maximalkraft, die Sprintleistung und die vertikale Sprungfähigkeit bei internationalen Spitzenfußballern nachgewiesen wurde (Wisloff et al. 2004). Die Art des Sprints ist unterschiedlich. Die meisten Sprints im Fußball werden über eine kurze Distanz (0 bis 10 Meter und weniger als fünf Sekunden Dauer) und nicht über längere Distanzen ausgeführt. Daher sollte das Beschleunigungsvermögen von Profifußballern als wichtiger angesehen werden als die Sprintleistung über längere Strecken. Aber auch wenn längere Beschleunigungen und Sprints nicht häufig durchgeführt werden, erreichen die Spieler während eines Spiels eine maximale oder nahezu maximale Geschwindigkeit, und diese langen Sprints sollten beim Training berücksichtigt werden.


Aerobe Qualitäten


Während eines 90-minütigen Spiels erreichen die Spieler 80 bis 90 % ihrer maximalen Herzfrequenz, was 70 bis 90 % ihrer maximalen Sauerstoffaufnahme (VO²max; Stolen et al. 2005) entspricht. Die Herzfrequenz eines Fußballspielers liegt während eines Spiels selten unter 65 % des Maximums (Bangsbo, Mohr und Krustrup 2006). All dies deutet darauf hin, dass das aerobe Energiesystem während eines Fußballspiels stark beansprucht wird. Die Fähigkeit, sich zwischen den Wiederholungen von Aktivitäten zu erholen und eine hohe Intensität während des Spiels aufrechtzuerhalten, ist für einen Fußballspieler entscheidend.

Eine hohe aerobe Fitness ist daher für einen Fußballspieler wichtig, weil er dann intensives Training länger durchhalten und sich zwischen den hochintensiven Phasen des Spiels schneller erholen kann (Iaia, Rampinini und Bangsbo 2009).

Mehrere Autoren fanden signifikante Zusammenhänge zwischen der VO²max und der "Repeated Sprint Ability" (Aziz, Chia und Teh 2000; Dupont et al. 2005). Einige Autoren fanden jedoch keine signifikanten Zusammenhänge zwischen diesen beiden Fähigkeiten (Aziz et al. 2007; Castagna et al. 2007). Die Unterschiede in den Ergebnissen könnten auf das gewählte Protokoll zurückzuführen sein, insbesondere auf die Anzahl der Sprints, die Dauer der Sprints, die Dauer der Erholung oder die Intensität der Erholung.

Neben der VO²max ist die VO²-Kinetik eine weitere wichtige aerobe Eigenschaft, die mit der Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der Leistung bei wiederholten Aktivitäten, wie sie beim Fußballspiel vorkommen, verbunden ist. Wie von Tomlin und Weneger (2001) vorgeschlagen, führt ein höherer VO²-Wert beim Sprinten zu einer geringeren Abhängigkeit von der anaeroben Glykolyse und damit zu einer besseren Leistungserhaltung. Eine schnellere VO²-Anpassung zu Beginn könnte zu einem größeren Beitrag der oxidativen Phosphorylierung und einem geringeren O²-Defizit führen. Eine schnellere VO²-Kinetik kann eine bessere Anpassung der oxidativen Prozesse ermöglichen, die beim Übergang von Ruhe zur Belastung erforderlich sind, wie dies häufig beim intermittierenden Charakter eines Fußballspiels der Fall ist (Rampinini et al. 2009). Eine schnellere VO²-Kinetik ermöglicht es einem Spieler, sich schneller an den Energiebedarf anzupassen, was zu einem geringeren O²-Defizit führt (Phillips et al. 1995), und es wurde in Studien gezeigt, dass sie mit der wiederholten Sprintfähigkeit von Profifußballern in Verbindung steht (Dupont, McCall et al. 2010b). In der Tat könnte die VO²-Kinetik einen wichtigeren Beitrag als die VO²max zur Fähigkeit eines Fußballspielers leisten, während eines Fußballspiels wiederholt Aktivitäten auszuführen. Die Fähigkeit zu wiederholten Sprints wurde bei Profifußballern im Vergleich zu Amateurspielern nachgewiesen (Rampinini et al. 2009); obwohl die VO²max zwischen Profi- und Amateurspielern ähnlich war, war die VO²-Kinetik in der Profigruppe besser. Daher sollte die VO²-Kinetik als eine wichtige aerobe Eigenschaft (vielleicht wichtiger als die VO²max) für eine verbesserte Fähigkeit zur Wiederholung von Aktivitäten während eines Fußballspiels angesehen werden.

Ein weiterer Beleg für die Bedeutung der aeroben Fitness im Profifußball sind Studien, die einen signifikanten Zusammenhang zwischen der aeroben Leistungsfähigkeit und der Ligaplatzierung zeigen (Krustrup et al. 2005).



Mit unserem kostenlosen Tool -Team Management System (TMS) - kannst du schnell und einfach Belastungs- und Regenerationsdaten von deinen Spielern erheben.

Melde dich noch heute an: Klicke hier!

Wenn du mehr interessante Beiträge von uns sehen möchtest, dann folge uns auf Facebook: Klicke hier!





Buchempfehlung:
Soccer Science von Tony Strudwick - Klicke hier!

(Anzeige)





Oder komm in unsere Facebook-Gruppe "Modernes Fußballtraining - Schwerpunkt Athletik"

und diskutiere mit uns und anderen Trainern über spannende Themen: Klicke hier!




Quellen

Aziz, A.R, Chia, M., Mukherjee, S., Teh, K.C (2007): Relationship between measured maximal oxygen uptake and aerobic endurance performance with running repeated sprint ability in young elite soccer players. Journal of Sports Medicine and Physical Fitness 47 (4): 401-407.

Aziz, A.R,. Chia, M., Teh, K.C (2000): The relationship between maximal oxygen uptake and repeated sprint performance indices in field hockey and soccer players. Journal of Sports Medicine and Physical Fitness: 40 (3): 195-200.

Castagna, C. Manzi, V., D'Ottavio, S., Annino, G., Padua, E., Bishop, D (2007): Relation between maximal aerobic power and the ability to repeat sprints in young basketball players. Journal of strength and Conditioning Research 21 (4): 1172-1176

Dupont, G., Millet, G.P, Guinhouya, C., Berthoin, S. (2005): Relationshipbetween oxygen uptake kinetics and performance in repeated running sprints. European Journal of Applied Physilogy 95 (1): 27-34.

Dunpont, G., McCall, A., Prieur, F., Millet, G.P. Berthoin, S. (2010): Faster oxygen uptake kinetics during recovery is related to better repeated sprinting ability. European Journal of Applied Phaysilogy 95 (1): 27-34.

Iaia, F. M., Rampinini, E., Bangsbo, J. (2009): High intensity training in football. International Journal of Sports Physiology and Performance 4 (3): 291-306

Impellizzeri, F.M., Rampinini, E., Maffluletti, N.A., Castagna, C., Bizzini, M., Wisloff, U. (2008): Effects of aerobic training on theexercise induced decline in short passing ability in junior soccer players. Applied Physiology, Nutrition and Metabolism 33 (6): 1192-1198

Krustrup, P., Mohr, M., Ellingsgaard, H., Bangsbo, J. (2005): Physical demands during an elite female soccer game: Importance of training status. Medicine and Science in Sports and Exercise 37 (7): 1242-1248

Krustrup, P., Mohr, M., Steensberg, A., Bencke, J., Kjaer, M, Bangsbo, J. (2006): Muscle and blood metabolites during a soccer game: Implications for sprints performance. Medicine and Science in Sports and Exercise 38 (6): 1-10.

Mohr, M., Krustrup, P., Bangsbo, J. (2003): Match performance of high-standard soccer players with special reference to development of fatigue. Journal of Sports Sciences 21 (7): 519-528.

Phillips, S.M., Green, H.J., MacDonald, M.J. Hughson, R.L (1995): Progressive effect of endurance training on VO² kinetics at the onset of submaximal exercise. Journal of Applied Physiology 79 (6): 1914-1920.

Rampinini, E., Sassi, A., Morelli, A., Mazzoni, S., Fachini, M., Coutts, A. (2009): Repeated sprint ability in professional and amateur soccer players. Applied Physiology, Nutition and Metabolism 34 (6): 1048-1054

Strudwick, T. (2016): Soccer Science: Using science to develop players and teams. Human Kinetics

Tomlin, D.L., Wenger, H.A. (2001): The relationship between aerobic fitness and recovery from high intensity exercise. Sports Medicine 31 (1): 1-11.

Wisloff, U., Castagna, C., Helgerud, J., Jones, R., Hoff, J. (2004): Strong correlation of maximal squat strength with sprint performance and vertical jump height in elite soccer players. British Journal of Sports Medicine 38 (3): 285-288.