von Gastautor
Gepostet am 7.5.2021
Adduktorenverletzungen kommen im Fußball häufig vor, sind jedoch auch in einigen anderen Sportarten mit Sprints und Richtungswechseln nicht selten. Einer der Hauptgründe für die Verletzung ist eine vorherige Adduktorenverletzung. Die Rezidivrate (Rückfallrate) ist wie bei allen Muskelverletzungen recht hoch und die resultierenden Kosten dementsprechend auch. Deshalb sollte zur Prävention ein geeignetes Programm vorhanden sein.
Wie bei den meisten Verletzungen spielt das Thema Belastungssteuerung eine zentrale Rolle bei Adduktorenverletzungen. Methoden wie das Acute-Chronic-Workload-Ratio (ACWR) bieten dabei eine Möglichkeit, die Belastung individuell zu steuern. Zudem bieten Apps zur Abfrage subjektiver Belastungsparameter eine weitere gute Möglichkeit, um überlastungsbedingte Adduktorenverletzungen und viele weitere Verletzungen zu minimieren.
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Adduktorenverletzungen kommen oft auch durch unzureichendes Aufwärmen zum Beginn oder durch hohe Ermüdung zum Ende einer Trainingseinheit vor. Daher ist zuerst auf ein ausreichendes Aufwärmen hinzuweisen, das aber selbstredend vor jeder Trainingseinheit von jedem Trainer unabhängig dieser Thematik umgesetzt werden sollte. Um ermüdungsbedingten Adduktorenverletzungen vorzubeugen, gilt es möglichst fitte und resiliente Spieler zu haben. Dazu gehört neben der fußballspezifischen Ausdauer auch die muskuläre Vorbereitung der Strukturen. Beweglichkeit ist nur ein relevanter Faktor, wenn sie stark eingeschränkt ist. Bei normaler Beweglichkeit hat ein zusätzliches Mobilitytraining keinen Mehrwert zur Verletzungsprävention der Adduktoren.
Als wichtigste Kraftübung für die Adduktoren ist die Kniebeuge mit hohem Gewicht zu nennen. Eine breitere Fußstellung oder ein instabiler Untergrund erhöhen den Anteil der Adduktorenmuskulatur bei der Kniebeuge. Da Adduktorenverletzungen vor allem bei Richtungswechsel auftreten, ist die Überlegenheit von exzentrischem und isometrischem Training der Adduktoren bezüglich der Verletzungsprävention wichtig. Der Copenhagen Adductor ist hierfür eine effektive und vor allem einfach umzusetzende Übung im Rahmen des Mannschaftstrainings. Sie kann vor und nach dem Training gut integriert werden. Auf Grund der hohen Belastung der medialen Kette des Knies sollte sie zunächst mit kurzem Hebel und kurzer Haltedauer eingeführt werden, bevor zum langen Hebel, längerer Haltedauer oder auch der exzentrisch fokussierten Variante sowie der schnell isometrischen Variante übergegangen wird.
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Desweiteren eignet sich ein gezieltes Richtungswechseltraining, um die Adduktoren auf die Belastung vorzubereiten. Dabei spielt nicht das Thema Agilität eine Rolle, sondern die Vorbereitung der Strukturen durch gezielte Pre-Planned COD-Manöver mind. einmal die Woche. Dabei sollte die Belastung nach und nach gesteigert werden. Dies kann durch die Anzahl der Richtungswechsel, die Anlaufdistanz/-geschwindigkeit sowie dem Winkel des Richtungswechsels erfolgen.
Individuellen Faktoren sollte bei der Trainingsplanung nach Möglichkeit Beachtung geschenkt werden. Dabei gilt bei Rezidivverletzungen bei RTS-Testungen konservativer zu verfahren als bei Erstverletzungen. Mittels leistungsdiagnostischer Verfahren wie bspw. dem „Groin Squeeze“ können muskuläre Defizite aufgedeckt und dementsprechend bedacht werden.
Ein progressiver Aufbau und eine adäquate Belastungsstruktur durch isometrisches und exzentrisches Training der Adduktoren kombiniert mit COD-Manövern sollen die Athleten:innen auf ein Worst-Case-Scenario vorbereiten. Zudem sollte eine gute fußballspezifische Ausdauer sowie das Belastungsmanagement im Vordergrund stehen, um nicht nur Adduktoren sondern auch allgemein (Muskel-)Verletzungen zu reduzieren.
Je resilienter und robuster Athleten:innen sind, desto verletzungsunanfälliger.
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Über den Autor Jörn Krebs, MSc:
Jörn Krebs (M. Sc.) ist als Sportwissenschaftler, Athletiktrainer und Ernährungscoach im leistungssportlichen Handball, Fußball und Rugby aktiv. Sein Ziel ist es, möglichst vielen Sportlern zu helfen, das Optimum aus ihrer Leistung zu holen und verletzungsfrei ihren Sport ausüben zu können. Seine Fachgebiete sind das Athletiktraining mit Schwerpunkt Schnelligkeit und Sprungkraft sowie die Verletzungsprävention und Rehabilitation von Sprunggelenks-, Knie-, Muskel- und Schulterverletzungen.
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