von Gastautor
Gepostet am 19.3.2021
In den ersten beiden Artikeln dieser Beitragsreihe wurde der theoretische Hintergrund von HIIT sowie eine praxisbezogene Erklärung bestimmter Formate beschrieben. Um gesammeltes Wissen tatsächlich in das Training transformieren zu können geht es in diesem letzten Teil der Serie um die Möglichkeiten der praktischen Umsetzung von HIIT.
Gutes und professionelles Training zeichnet sich nicht nur durch eine hohe Breite an modernen Trainingsübungen aus, sondern bezieht auch den Körper von SportlerInnen und dessen vielseitigen physiologischen Reaktionen mit ein. Die Belastungsplanung wurde innerhalb der letzten Jahre aufgrund zahlreicher technischer Hilfsmittel bedeutend erleichtert. Die Intensität eines HIITs kann beispielsweise mittels Beanspruchungsdaten aus Herzfrequenzmessungen oder GPS Aufzeichnungen gesteuert werden. Sogenanntes Monitoring objektiviert Trainings- und Spielreize und ermöglicht eine sichere Entscheidung über Intensität, Dauer, Art und Volumen von Intervallbelastungen im Training. Der detaillierte Vergleich von Trainingsdaten mit Belastungswerten aus einem Spiel erlaubt es TrainerInnen, den jeweiligen Inhalt je nach Ziel zu adaptieren.
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Neben technischen Zusatzinformationen gibt es eine Vielzahl an Kommunikationstools, die TrainerInnen besser verstehen lassen können, wie sich AthletInnen im Moment einer Trainingsperiode fühlen. Hier sind unter anderem Fragebögen, Erholungstests, Belastungseinschätzungen nach der RPE Skala, Informationen über das Schlafverhalten oder das Verhalten der Ruheherzfrequenz zu nennen. Das Hauptaugenmerk jedes langfristigen Trainingsprozesses liegt immer darin, extreme Ungleichgewichte der Belastungsgestaltung zu verhindern (siehe Artikel von Tim Gabbett 2015, erwähnt in Artikel 2).
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Jedes Training kann bis in das kleinste Detail geplant sein. Jeder Inhalt kann wissenschaftlich bestätigt sein und Daten aus der Monitoringanalyse können zur Objektivierung herangezogen werden. Doch im Endeffekt gilt, dass gewählte Reize für AthletiktrainerInnen verständlich und lehrbar und für SpielerInnen variabel, motivierend und anwendbar sind.
Im Hinblick auf diese Tatsache habe ich ein Modell erstellt, mit dem HIIT Läufe mit und ohne Richtungswechsel spezifisch, einfach und schnell berechnet, geplant und umgesetzt werden können. Zudem werden die Läufe verständlich veranschaulicht, um so auch dem gesamten Team aus TrainerInnen einen raschen Überblick über die Idee des Trainings zu geben (siehe unten).
Wie bereits in Artikel 1 (Klicke hier!) erwähnt richtet sich die Planung der HIIT Reize an eine Vielzahl von unkontrollierbaren und kontrollierbaren Parameter. Unter den Begriff unkontrollierbar fallen Umstände wie:
Kontrollierbare Einflüsse sind im Gegensatz dazu:
Die Herausforderung für AthletiktrainerInnen liegt demnach darin, in dem kurzen Anteil an Trainingszeit der ihnen zur Verfügung steht maximale physiologische Effekte zu erzielen. Dabei sind die Wechselwirkungen zwischen anderen Trainingsinhalten (Kraft, Schnelligkeit, Technik, Taktik), sowie die Belastungsstruktur der gesamten Woche zu beachten. Zudem sollte man stets bestrebt sein, athletische Inhalte so spezifisch wie möglich (z.B. mit Ball) zu gestalten. Entscheidend ist, dass alle SpielerInnen wöchentlich deren individuelle Optimalbeanspruchung erreichen, um in der Lage zu sein regelmäßig Spiele auf hohem Niveau zu bestreiten.
Als gängiges Format für SSGs bei SpielerInnen der Startelf gilt (3 Tage nach dem Spiel):
Als gängiges Format für kurzes HIIT bei SpielerInnen der Startelf gilt (3 Tage vor dem Spiel):
Als gängiges Format für SSGs bei ErsatzspielerInnen gilt (1 Tag nach dem Spiel):
Als gängiges Format für kurzes HIIT bei ErsatzspielerInnen gilt (1 Tag nach dem Spiel):
Wie erwähnt wird die weitere Woche (alle Tage nach dem Spielersatztraining am Tag nach dem Spiel) bei einem Wettkampftag innerhalb von 7 Tagen für beide Gruppen ident geplant.
Bei SpielerInnen der Startelf wird bei zwei Spielen in einer Woche auf HIIT Reize verzichtet und nur auf fußballspezifische Einheiten gesetzt.
Als gängiges Format für SSGs bei ErsatzspielerInnen gilt (1 Tag nach dem Spiel):
Als gängiges Format für kurzes HIIT bei ErsatzspielerInnen gilt (1 Tag nach dem Spiel):
Das bereits beschriebene Berechnungsmodell ist eine ideale Möglichkeit für AthletiktrainerInnen HIIT Läufe (kurz und lang) in das Training einzuplanen. Die Vorteile des Modells sind in kurzer Zusammenfassung:
Wichtig zu erwähnen ist, dass das Modell durch einen sehr starken Praxisbezug charakterisiert wird. Leichte Abweichungen von makelloser wissenschaftlicher Korrektheit sind dadurch zu entschuldigen. Beispielsweise wird weitgehend auf die Verwendung von Kommazahlen verzichtet, um die einfache Durchführbarkeit zu ermöglichen. Das Modell basiert auf den physikalischen Zusammenhängen von Geschwindigkeit, Strecke und Zeit (siehe Beitrag 2 - Klicke hier!). Die Zeit für benötigte Richtungswechsel (kurz: COD, change of direction) wird laut aktueller Literatur mit 0,7 Sekunden angenommen, wenn man einen „cut“ um 180⁰ vollführt.
Die Geschwindigkeit kann sowohl selbständig vorgegeben als auch anhand einer Prozentangabe aus der vIFT berechnet werden. Dadurch ergibt sich eine Vielzahl an möglichen Läufe, die im Trainingsprozess einzubinden sind. Für die Praxis eignet sich eine klare Darstellungsform, um hohe Verständlichkeit bei allen Beteiligten sicherzustellen.
Wie erwähnt sollte der oben beschriebene Lauf in eine verständliche Darstellungsform umgewandelt werden. Dies kann beispielsweise so aussehen:
Diese Karteikarte kann TrainerInnen auf den Platz mitgegeben werden, damit diese dort das HIIT Training durchführen können. Idealerweise stehen AthletiktrainerInnen selbst am Platz, um das Training abzuhalten. Eine Stoppuhr oder ein Timer mit Signalton reicht hier zur Validierung. Mithilfe von verschiedenen Geschwindigkeitsvorgaben ist eine Individualisierung des Trainings (z.B. Einteilung in Gruppen) in jedem Fall schnell und unkompliziert einsetzbar.
Auch die Berechnung mit prozentuellen Angaben eines speziellen Testergebnissen (IFT) ist möglich. Hier wird auf die Testergebnisse aus dem IFT Bezug genommen.
Je besser die HIIT Läufe in der Praxis umsetzbar sind, umso höher wird deren Variabilität in der Trainingsplanung gestaltet. Durch den Einsatz von sportartspezifischen Mustern und Bewegungen wird die Motivation bei AthletInnen hochgehalten. Dies stellt die langfristige Anwendung eine großartigen Tools im Trainingsprozess sicher von dem SpielerInnen und TrainerInnen gleichermaßen profitieren.
Außer Frage steht auch, dass es in einem so komplexen Thema keine absolut richtige Wahrheit geben wird. Dieser Umstand ermöglicht uns jedoch eine breite Diskussionsgrundlage, die positiv zu unserer Entwicklung beiträgt!
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Lies auch: Fußballkondition durch Fußballspielen – Co-Trainer des TSV Hartberg Alexander Kontra über die Trainingsplanung im Fußball
Über den Autor Florian Maierhofer, MSc
Akademieleiter der Fußballakademie der KSV 1919 (Steiermark), Athletiktrainer KSV 1919 Akademie und Profis
Gründer und Inhaber von moving.forward.together
Literatur:
Laursen P. und Buchheit M. (2019): Science and Application of HIGH INTENSITY INTERVAL TRAINING. Solutions to the Programming Puzzle. Human Kinetics.